Bild Vitamin B12-Mangel im Alter Hinter einer gedrückten Stimmung und Vergesslichkeit kann auch mal ein Vitaminmangel stecken.

Schlapp, vergesslich, wacklig

Vitamin B12-Mangel im Alter

Gangunsicherheit, Verwirrtheit oder Gedächtnisstörungen sind im Alter häufig. Doch statt sie einfach hinzunehmen oder einer anderen, bekannten Erkrankung zuzuschreiben lohnt immer auch ein Blick ins Blut. Denn womöglich steckt ein Vitamin B12-Mangel dahinter – und der lässt sich behandeln.

Jeder Vierte über 65 betroffen

Der Vitamin B12-Mangel ist im Alter häufig. So soll ein Viertel der über 65-Jährigen und ein Drittel der 85- bis 93-Jährigen nicht ausreichend damit versorgt sein. Ursache ist beispielsweise eine einseitige Ernährung mit zu geringer B12-Zufuhr, z. B. wenn zu wenig Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte verzehrt werden. Häufig behindern aber auch Magenprobleme wie eine verminderte Magensäureproduktion oder eine chronische Gastritis (Magenschleimhautentzündung) die Aufnahme des Vitamins.

Die Beschwerden durch den B12-Mangel entwickeln sich schleichend über Monate. Zu Beginn dominieren unspezifische Symptome wie Müdigkeit und Erschöpfung. Dann kommen psychische Veränderungen dazu: Die Betroffenen sind labil und reizbar, einige leiden unter Wahnvorstellungen, andere unter Denkstörungen bis hin zur Demenz oder unter depressiven Verstimmungen. Manchmal macht sich auch ein Zungenbrennen bemerkbar. Im Verlauf kann es zu Gangunsicherheit und Missempfindungen an Armen und Beinen kommen. Die für den Vitamin B12-Mangel typische Blutarmut (Anämie) zeigt sich dagegen oft erst nach weiteren Monaten.

Auch bei Normwerten Beschwerden möglich

Bei Verdacht auf einen Vitamin B12-Mangel prüft man zunächst die B12-Werte im Blut. Dabei kann allerdings auch schon bei niedrigen Spiegeln im Normbereich kann ein behandlungsbedürftiger Vitaminmangel vorliegen. Im Zweifel sichern spezielle Blutuntersuchungen wie die Bestimmung von Holo-Transcobalamin oder Methylmalonsäure die Diagnose. Ist ein B12-Mangel nachgewiesen, stehen verschiedene Untersuchungen zur Ursachenfindung an. Dazu gehört beispielsweise die Magenspiegelung.

Je nach Beschwerden und Ausmaß des Mangels wird das Vitamin dann entweder oral oder über wöchentlichen Infusionen verabreicht. Je früher der Vitaminmangel erkannt und ausgeglichen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Beschwerden wieder zurückbilden. Ist eine Erkrankung wie beispielsweise die Gastritis der Auslöser, wird diese natürlich ebenfalls behandelt.

Ganz wichtig: Der Vitaminmangel sollte nur gezielt und nach ärztlicher Diagnose behandelt werden. Und von Multivitaminpräparaten lässt man sowieso besser ganz die Finger– es gibt viele Hinweise aus der Wissenschaft, dass diese mehr schaden als nützen.

Quelle: Medical Tribune

Autor / Rechte
29.08.2023
Dr. med. Sonja Kempinski